Liebe?!
Ich starrte wie jeden Morgen durch das Schaufenster des Blumenladens. Und wie jeden Morgen hatte ich keinen Plan welche ich nun kaufen sollte. Immer hin war ich schon bei der Farbe. Ich war mir sicher das Mira Rosen bekommen sollte. Nur jetzt kommt die Frage des Tages: Rot, für erotisch, romantisch und starke Zuneigung, oder Beige für Zärtlichkeit, Liebe und besonders großes Interesse?
Tja, da gab es nur eine Handvoll Probleme, die mich an den Farben immer noch zweifeln lies.
1. Ich hatte nur noch drei Tage. 2. war ich immer noch Miras beste Freundin. 3. war ich auch ein Mädchen. 4. und dazu noch unsterblich in sie verliebt.
„Selbst ein Junge hätte jetzt Probleme.“, grummelte ich und schlurfte zur Bahn. Wieder begann ein neuer deprimierender Schultag.
Schon in der Bahn fing es wieder an. Ich hatte meinen MP3-Player an, und beobachtete die anderen. Da waren einige Top gestylter Mädchen. Eigentlich nicht mal viel älter als ich. Die eine stupste sie andere an, und raunte ihr was ins Ohr. Beide lachten, und sagten es weiter. Alle starrten beim lachen mich an. Also, war mir klar, das sie über mich lachten.
„Das fängt ja wieder super an.“, dachte ich und stieg an meiner Haltestelle aus. Vor der Schule geschah nichts besonderes. Und die ersten zwei Stunden waren auch wie immer. Eine ätzende Englischstunde, und eine noch langweiligere Biostunde.
Wie immer ging ich in die Pause, und zu der Stelle, wo ich auf Laura und Mira wartete.
Laura und ich kannten uns schon von früher. Wir beide Schreiben sehr viel. Meist verbrachten wir unsere Pausen damit, zu erzählen, wie es in den Geschichten weiter ging. Mira war sitzen geblieben und dann neben mich gesetzt worden. So lernten sie und ich uns kennen. Ich saß nun in so gut wie jeder Stunde neben ihr. Ich half ihr in jeder Situation, egal ob Beziehungsprobleme oder Arbeiten.
Ein Ball kam in meine Richtung geflogen, und ich kickte ihn weg. Ein kleiner Pimpf aus der Fünften machte mich dumm an und ich drohte ihm auf den Kopf zu rotzen.
Da kam auch schon wieder eins meiner Probleme angeschlendert. Tobias oder auch Miras offizieller Freund. Der Unsensibelste Mensch, der je das Pech hatte über meine Füße zu stolpern. Das war Problem Nummer 5.
Kurze zwischen Liste an Problemen:
1. nur noch Drei Tage.
2. Immer noch ihre beste Freundin.
3. Immer noch ein Mädchen (was ich auch nicht ändern werde!)
4. Immer noch unsterblich verliebt.
5. Tobi ist immer noch ihr Freund.
Und da kam Mira auch schon! Wie immer schien die Sonne aufzugehen. Ihre Harre waren hell Blond, sie hatte sie getönt. Sie war nicht die größte, und auch nicht extrem dürr. Sie hatte schon ein Bisschen auf den Hüften, aber das war kein bisschen zu viel! Und wie immer zerriss es mir mein Herz, dass sie erst Tobi begrüßte, ihn Küsste und erst mal ordentlich mit ihm rum machte, bis sie zu mir kam und von ihrem gestrigen Tag erzählte.
Sie lebte in einer WG, und ihre Eltern in Lübeck in Schleswig-Holstein. Wieso Mira gerade hierher kam wusste ich nicht. Aber gerade hatte sich Problem 1. im nichts aufgelöst.
„Weißt du,“, meinte Mira. „Ich würde mich total freuen, wenn Tobi mal ganz zärtlich und Romantisch zu mir wäre.“ „Ach, das schafft der schon!“, rief ich und lachte.
Der restliche Tag verlief wie immer. Am späten Nachmittag lief ich zu Charlie. Charlie war mein bester Freund. Er war Frisör und schon 20 Jahre alt. Da ich mit meinen gerade 16 noch nicht über so viel Erfahrung verfüge wie er, war das sehr nützlich, denn er war Schwul.
„Ich weiß endlich welche Farbe!“, verkündete ich ihm Fröhlich. Er hatte gerade einen Kunden und ich setzte mich auf den Stuhl neben dem besetzten.
„Und welche?“, wollte er natürlich wissen. Er wusste über alles bescheid. Und auch, das ich das schlecht meinen Eltern sagen konnte. Noch nicht. „Beige!“, meinte ich und lächelte. „Und wie gibst du sie ihr?“, fragte Charlie und kämmte die Haare seines Kunden. „Na ja. Ich hänge eine Karte an den Strauß und schreibe von einem heimlichen Verehrer rein.“, murmelte ich verlegen.
„Also doch noch kein direktes Geständnis?“, fragte Charlie weiter und schnitt bedrohlich viel weg. „Bist du Irre?“, fragte ich empört und fügte hinzu: „Das würde doch alles übern Haufen werfen!“
An dem Tag schaffte ich es nicht mit lächeln aufzuhören. Und super schlafen konnte ich auch. Auch den Schultag schaffte ich ohne Probleme. Und auch den nächsten Tag, Miras Geburtstag, schaffte ich mit einem leichten Lächeln.
Ich wünschte Mira ein Happy Birthday und verhielt mich ihr gegenüber ganz normal, wie eine Beste Freundin. Wie immer verabschiedete ich mich mit einer Umarmung von ihr und wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Ich lief ins Blumengeschäft und kaufte Mira einen schönen Blumenstrauß.
Dann fuhr ich zu ihr nach Hause und legte den Strauß mit einem Kärtchen von die Tür. Ich klingelte und lief dann weg.
Da am nächsten Tag Samstag war, wusste ich nicht, ob Mira die Blumen bekommen hatte. Ich ging um Drei Uhr Nachmittags zu ihr. Und wie immer setzte ich mich in ihrem Zimmer auf den Boden. „Wer hat dir die Blumen geschenkt?“, fragte ich aufgeregt und scheinheilig. „Ich glaube Tobi. Aber es stand heimlicher Verehrer drin.“, erzählte Mira.
„Ich bezweifle, das es Tobi war. Der wäre da nie drauf gekommen. Und wenn, hätte er seinen Namen geschrieben.“, rief ich, und hätte mich danach ohrfeigen können. Noch offensichtlicher ging’s echt nicht. „Da hast du recht...“, murmelte Mira. Innerlich schrie alles danach zu sagen, was ich für sie empfand.
Später erklärte ich ihr noch, was die Farbe bedeutete. Dann ging ich wieder nach Hause. Na ja. 2 Wochen ging alles dann normal weiter. Und dann alles den Bach runter. Erst zog Charlie weg. Zu seinem Freund nach England. Dann schieden sich meine Eltern. Aber zu allem Überfluss machte Tobi mir Mira Schluss. Und ganz nebenbei brach er ihr das Herz.
Tja, und ich, ich war jetzt die Saugfähigste Schulter in reichweite. Aber was mach Ich Depp? Ich küsste sie. Tja, der ungünstigste Moment, um ihr meine Liebe zu gestehen.
So kam eins zum Anderen, und jetzt Hasst sie mich. Wir redeten kein Wort mehr miteinander und sofort wusste die ganze Schule, was sie schon immer vermutete: Ich war Lesbisch. Die Mädchen mieden mich und die Jungs lachten mich aus. Am Ende des Schuljahrs, verlies Mira die Schule und zog zu ihren Eltern zurück.
Ich hab meine Schule mit best Note bestanden und arbeite nun in einem Jugendheim als Vertrauensbetreuer. Ich bin mit einer Frau zusammen und ein Kind ist auch in Planung.
Aber was aus Mira geworden ist weiß ich nicht. Aber meine Erste richtige Liebe werde ich so schnell nicht vergessen.